Kavallerie im Bonner Stadtsoldaten Corps
80 Jahre Tradition zu Pferd
Mit 80 Jahren ist die Kavallerie nicht ganz so alt wie das Bonner Stadtsoldaten Corps. Erst 1928 wagten sich die ersten Stadtsoldaten aufs Pferd. Seitdem aber ist sie nicht nur ein fester Bestandteil des Corps, sondern geradezu dessen „Aushängeschild“.
Erster Kommandeur wurde der Stadtsoldat und ehemalige Bonner Königshusar Hermann Schmitz.
1937 übernahm Karl Weißenfels die Führung der Kavallerie und führte Sie durch die folgenden, schweren Jahre, denn im September 1939 war es mit „Rheinischem Frohsinn“ vorbei. Doch bereits im ersten Nachkriegsrosenmontagszug 1949 war die Kavallerie wieder auf den Pferden.
An die Spitze war als neuer Kommandeur Carl Mlosch getreten. In den folgenden Jahren wurde der Grundstein für vieles gelegt, was die Kavallerie heute ist.
Der unvergessene Hans Stratemeyer, der als vierter Kommandeur die Formation ab 1970 übernahm, hatte das Bestreben und den Erfolg, die Kavallerie zu einer solchen Stärke zu bringen, dass sie an den Karnevalstagen ein imposantes Bild während der Umzüge und Aufmärsche abgibt.
Als fünfter Kommandeur ritt Georg Schmitt an der Spitze einer Formation, die mit viel Beifall bedacht wird. Ihm folgten Karl-Heinz Ressel 1992 und Bert Roesberg 1998 als Kommandeure, beide waren erfolgreich bestrebt das die Kavallerie eine stolze Formation und ein „Aushängeschild“ des Bonner Stadtsoldaten Corps bleibt.
Ab dem Jahr 2000 wurde das „Aushängeschild“ des Bonner Stadtsoldaten Corps durch den Einsatz des neuen Kommandeurs Jürgen Braun um einen berittenen Fanfarenzug ergänzt und bereichert. In Bonn ist das einmalig. Die Kavallerie wird von einem berittenen Fanfarenzug angeführt. Besonders der Kesselpauker mit seinem mächtigen Shire-Horse bietet ein imposantes Bild.
Paul-Jürgen Gey, der in 2007 Jürgen Braun als Kommandeur abgelöst hat, wird diese „Tradition“ des berittenen Fanfarenzuges mit dessen Unterstützung weiter führen, so dass auch in den kommenden Jahren die Kavallerie des Bonner Stadtsoldaten Corps an ihren Anspruch als „Aushängeschild“ anknüpfen kann.
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Dann wenden Sie sich bitte an:
Walter Müller (komm. Kavallerieführer)
E-Mail: kavallerie@bstc.de
Bonner Stadtsoldaten Corps v. 1872 e.V.
Endenicher Str. 10 b
53115 Bonn
Kavallerie von Gestern bis Heute
Eine kurze Geschichte der Kavallerie
Die Kavallerie ist nicht ganz so alt wie das Stadtsoldaten Corps. Erst 1928 wagten sich die ersten Stadtsoldaten aufs Pferd. Seitdem ist die Kavallerie nicht nur ein fester Bestandteil des Corps und des Karnevals, sondern geradezu ein Aushängeschild durch die vielen reiterlichen Auftritte und Veranstaltungen, die die Kavallerie absolviert.
So fing alles an
An den Karnevalstagen des Jahres 1929 staunten die Bonner Bürger nicht schlecht: Die Bonner Stadtsoldaten hatten ihre Streitmacht wesentlich verstärkt. Zum ersten Mal sah man zu Pferd aufgesessene Stadtsoldaten, die während des Jahres 1928 aus der Taufe gehobene Stadtsoldaten-Kavallerie. Wer war damals zu ersten Kommandeur besser geeignet als der ehemalige Bonner Königshusar und Stadtsoldat Hermann Schmitz.
Er baute in den folgenden Jahren eine Reiterformation auf, die die „Fußtruppen“ im Kampf gegen Griesgram und Muckertum wertvoll unterstützte. Wenn die Infanteristen sich „mööd jeloofe“ und die Artilleristen „ihr letzt‘ Polver verschosse“ hatten, dann kam wie weiland „Ziethen aus dem Busch“ die entscheidende Attacke der Kavallerie „on schloch och die letzte Griesgrämer en de Flucht“. Am Aschermittwoch aber verschwanden mit den Monturen auch die reiterlichen Ambitionen in den Mottenkisten. Im Herbst jeden Jahres gingen die „Stellungsbefehle“ dann wieder rund, um die Kavalleristen an kommende Pflichten zu erinnern. Kurt Henke, Corps-Reitlehrer von der ersten Stunde an, nahm sie dann im Tattersaal in der Riesstraße unter seine Fittiche und machte aus den reitsportlichen Zivilisten wieder „richtige“ Menschen zu Pferde.
Eine Generalprobe für den „Ernstfall“, die Tollen Tage, gab es schon damals: „Der Abend der Kavallerie“. Zu dieser Veranstaltung während der Vorkarnevalszeit lud man Freunde und Gäste ein. Das reitsportliche Programm zeigte die Kavalleristen bei Dressur- und Springübungen, der anschließende gesellschaftliche Teil fand dann in einem der zahlreich vorhandenen Kameraden-Lokale statt.
Dass auch damals die reitenden Stadtsoldaten ihr Herz auf dem rechten Fleck hatten, beweist die Tatsache, dass schon im Jahre 1933 die ersten von ihnen das Deutsche Reiterabzeichen erwarben.
Im Frühjahr des Jahres 1936 „zogen viele Burschen über den Rhein; sie kehrten bei der Frau Wirtin, aber auch in Bonn als Garnisonsstadt ein. Se kome im Auftrag von Vatter Staat on hatten en de Hauptsaach vill Pääd metjebraach“. Das war für die Kavallerie der Bonner Stadtsoldaten Pferdehilfe zur rechten Zeit, denn sie hatten soviel Neuzugänge, dass Reitlehrer Kurt Henke im wahrsten Sinne des Wortes „zwei Mann auf einem Pferd“ reiten lassen musste, d. h. die Reiter wechselten sich im Zwei-Wochen-Turnus in den Reitstunden ab.
Von nun an war die Pferdefrage für den Frühjahrsausritt und vor allen Dingen für die Karnevalstage gelöst. Das in Bonn befindliche Artillerie-Regiment 62 half großzügig mit „schlachterprobte Pääd“ aus. Der Kontakt zwischen den „närrischen-bönnschen“ Reitern und ihren hier stationierten feldgrauen „Reiterkollegen“ war sehr gut. Viele sportliche und gesellschaftliche Feste sahen sie froh vereint. So waren z. B. bei einem Turnier, welches aus Anlass des 65. Stiftungsfestes des Bonner Stadtsoldaten Corps im Tattersaal abgehalten wurde, Mannschaften der Kavallerie, des Artillerie-Regiments 62, des Infanterie-Regiments 78 und sogar Mitglieder der Kameradschaft ehemaliger Königshusaren „Lehm op“ am Start, um sich in Dressur- und Springprüfungen zu messen.
Ab 1937 führte Peter Weißenfels die blau-weiß-roten Reiter, da Hermann Schmitz zu „Höherem“ berufen war. Er wurde zum Adjutant im Generalstab des Corps gewählt. Für die damaligen Kavalleristen wurden es schöne Jahre, voller Fröhlichkeit und reiterlichen Freuden. Im Spätsommer 1939 erlosch die Flamme des Rheinischen Frohsinns. Aber dann traten die Bonner Stadtsoldaten schon im Jahr 1948 mit einer Gala-Sitzung im Metropol-Theater nach dem Kriege wieder an die Öffentlichkeit. Von der Vorkriegsstärke der Formation von weit über 20 Reitern hatte Kommandeur Peter Weißenfels noch 6 Aktive zusammentrommeln können. Doch schon ein Jahr später, beim ersten Rosenmontagszug nach dem Krieg, war die Kavallerie mit zehn Reitern wieder auf den Pferden.
An die Spitze war als neuer Kommandeur Carl Mlosch getreten. Mit ihm hatte ein wahrhaftiger Pferdenarr und echter „Fastelovendsjeck“ in einer Person „dat Reiterschmölzje“ übernommen. In den folgenden Jahren wurde der Grundstein für vieles gelegt, was die Kavallerie heute ist. Zäh wurde um jeden Pferdefreund geworben, um wenigstens 15 bis 20 Reiter auf die Pferde zu bekommen. Um den Kontakt mit den Kameraden und Pferden auch in den Sommermonaten nicht zu verlieren, hatte ab Aschermittwoch die Kavallerie-Reserve nicht Ruh‘, sondern man traf sich zum sportlichen Reiten im Tattersaal, späterhin in der Reithalle der Rigalschen Wiese in Bad Godesberg und dann im Domhof in Mehlem.
In reiterlicher und gesellschaftlicher Hinsicht knüpfte man wieder an liebe alte Gewohnheiten vor dem Krieg an. Im Wonnemonat Mai sah man die Kavalleristen beim Frühjahrsausritt, an den langen Sommerabenden ritt man den Rhein entlang bis zur „Tränke“ am Schaumburger Hof, oder in späteren Jahren durch den Kottenforst. Zum Jahresabschluss gab es, wie noch heute, das Nikolausreiten.
Über zwei Jahrzehnte ist Carl Mlosch seiner Kavallerie vorneweg geritten, und man kann es als besondere Tragik bezeichnen, dass er ausgerechnet von dem Geschöpf, an dem sein Herz am meisten hing, nämlich dem Pferd, aus dem Sattel des aktiven Stadtsoldaten-Geschehens geworfen wurde. Bei einer Herbstjagd im Jahre 1969, an der er wie an so vielen mit seinen Kavallerie-Kameraden teilnahm, stürzte er an einem Hindernis so schwer, dass seine Verletzungen das Reiten auch nach der Genesung nicht mehr erlaubten.
Mehrere Jahre konnte die Kavallerie an den Karnevalstagen durch einen Reiterfanfarenzug aus Oldenburg bzw. Heidelberg verstärkt werden. Erinnerungen an die glanzvollen Aufzüge des Paderborner Reiterkorps, dem Traditionsregiment der alten Bonner Königshusaren, Glanzpunkte jeden Rosenmontagszuges, wurden neu belebt.
Hans Stratemeyer, der als vierte Kommandeur die Formation ab 1970 übernahm, setzte seinen ganzen Stolz darein, die Kavallerie zu einer solchen Stärke zu bringen, dass sie an den Karnevalstagen ein imposantes Bild während der Umzüge und Aufmärsche abgibt. Unter ihm wurden die alten Traditionen und Gepflogenheiten liebevoll gepflegt. Die von Carl Mlosch begonnene pferdesportliche Note baute Hans Stratemeyer, tatkräftig unterstützt von Reitlehrer Heinz Hermanns, weiter aus. Als besonderer Ansporn gilt die jährliche Erfüllung der Bedingungen des Kavallerie-Leistungsabzeichens in den Stufen Bronze, Silber und Gold, wobei die Teilnahme an den Reitabenden, an Ausritten und Jagden bewertet wird. Dieses Abzeichen wurde von Hans Stratemeyer gestiftet.
Als Hans Stratemeyer als Kommandant die Leitung des Bonner Stadtsoldaten Corps übertragen wurde, schlug sein Herz nach wie vor für seine Kavallerie. Glanzvolle Quadrillen und Reiterfeste (1989 die einzigartige Darbietung beim CHIO in Aachen, das von Mitwirkenden und Zuschauern heute noch viel bestaunte „Bonner Dressurfestival“, welches zweimal auf der Bonner Hofgartenwiese mit großem Erfolg durchgeführt wurde) zeigen, dass Hans Stratemeyer nicht nur die Kavallerie, sondern das gesamte Bonner Stadtsoldaten Corps zu einem Ansehen gebracht hat, um das uns viele größere Gesellschaften beneiden.
Als fünfter Kommandeur ritt Georg Schmitt an der Spitze einer Formation, die nicht nur in Bonn mit viel Beifall bedacht wird. Der von Hans Stratemeyer begonnene „Vier-Städte-Wettkampf“ zwischen den Reiterformationen der Prinzengarden aus Aachen, Düsseldorf und Köln und der Bonner Stadtsoldaten-Kavallerie, ist jedes Jahr ein sportlicher und gesellschaftlicher Höhepunkt im Reiterleben der Kameraden. Mehrmals schon gelang es den „Blau-Weiß-Roten“ hier den ersten Preis in den verschiedenen Disziplinen zu erringen. Der „Blau-Rote-Gaul“, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Reiterkameraden von Ehrengarde und Stadtsoldaten-Corps, zeigt, dass Kavalleristen auch auf dem Parkett genauso ihren Mann stehen, wie sie sich im Sattel behaupten können.
Die Bundeswehr ist nie zu Pferd gestiegen, sie hat sich den „benzinfressenden Stahlrössern“ zugewandt. Daher konnte die Pferdefrage nicht mehr so kostengünstig wie in früheren Zeiten gelöst werden. Aber zum Glück haben wir Kavallerie-Kameraden, wie Heinz Hermanns vom Domhof und Dirk Schneider vom Rodderberg, die jedes Jahr zu Karneval Pferde aus ihren Stallungen zur Verfügung stellen, so dass jeder unserer Kameraden am Karnevals-Sonntag und Rosenmontag gut beritten ist.
Und wieder wurde einem Kavallerieführer die Leitung des gesamten Corps anvertraut. 1992 wurde Georg Schmitt Kommandant und Karl-Heinz Ressel übernahm die Kavallerie als Kommandeur, und war bestrebt, den „Roten Faden“, den seine Vorgänger in diesem Amt gesponnen haben, weiterzuführen, damit die Kavallerie eine stolze Formation und ein Aushängeschild des Bonner Stadtsoldaten Corps bleibt. Die reiterlichen Aktivitäten der Formation haben sich in all den Jahren nicht sehr verändert, so dass mit dem Ende der Amtszeit von „Kalle“ Ressel 1998 ein alter Stadtsoldat, Bert Roesberg, Sohn eines ehemaligen Kommandanten, die Führung der Truppe in gewohnter Weise übernehmen konnte. Nun kam es aber zu einem gravierenden Einschnitt – der Domhof schloss seine Tore für immer, was für alle Kavalleristen und alle dort heimischen Reiter ein trauriger Tag war. Heinz Hermanns arbeitet mit seiner Reitschule heute auf Haus Holzem in Berkum, während die Kavallerie sich nach einem neuen Domizil umschauen musste. Nach einer kurzen Odyssee haben wir unser neues Heim nun im Broichhof auf dem Rodderberg gefunden. Im Sommer 2000 befand sich die Kavallerie, war ihr hervorragender Einsatz bei der Veranstaltungsreihe der Stadt Bonn zum 300. Geburtstag von Kurfürst Clemens August „Ein Riß im Himmel“ zeigt, unter neuer Führung – das Kommando hat nun Jürgen Braun übernommen – wieder auf Erfolgskurs.
Unsere reiterliche Heimat ist der Rodderberg
– eine der schönsten Reitanlagen Deutschlands. Allein die ungewöhnlich reizvolle Natur auf den Höhen des Drachenfelser Ländchens mit dem wunderbaren Blick auf das Siebengebirge und das gesamte Rheintal ist ein Erlebnis. Die Reitschule Gut Broichhof unter Leitung von Dirk Schneider bietet eine hervorragende Betreuung für alle reiterlichen Aktivitäten.

Unsere Spezialität sind Quadrillen
Immer wieder ein farbenprächtiges Schauspiel ist die große Quadrille der Kavallerie. Ob beim CHIO in Aachen oder beim Dressur-Festival auf Grafenwerth – ein solcher Auftritt ist schon etwas Besonderes. Das heißt aber auch reiten, reiten, reiten. Denn vor einer perfekten Show muss viel Schweiß fließen. Und was wäre das alles ohne den entsprechenden Beritt, für den wir früher Heinz Hermanns und dem Domhof und nun Dirk Schneider und dem Broichhof danken müssen.


