Der Rheinische Karneval ab 1840
Als sich Anfang 1840 der Rheinische Karneval entfaltete, der im Rosenmontagszug mit der Huldigung des Prinzen Karneval seinen Glanz und Höhepunkt erreichte, entstand der Gedanke, für den Umzug des Prinzen eine Ehrengarde in Bonn zu bilden, ähnlich wie eine solche in unserer Nachbarstadt Köln, in dem Corps der Roten Funken von 1823, schon bestand.
Dieser Gedanke fand in Bonner Kreisen allgemeinen Anklang, so konstituierten sich im Jahre 1843 aus dem losen Zusammenhang des „Rataplan“ von 1840, der nur im Winter tagte, die bönnschen Stadtsoldaten.
Dem Bericht über die Gründung liegt zugrunde, dass die Bonner Stadtsoldaten beim Karneval ihrer Vaterstadt Bonn als Ehrengarde des Prinzen Karneval auftraten. Sie pflegten die Geselligkeit im Karneval, veranstalteten Sitzungen, Bälle, Sommerausflüge und Familienfeste, aber sie schrieben auch schon damals – und darauf sind wir besonders stolz – wohltätige Aufgaben für die Armen und Hilfsbedürftigen der Stadt auf ihre Fahnen. Dies geschah durch Sammeln und Einziehen von Geld und Naturalspenden. Das Sammeln fand auf den Straßen und mittels Arretierung auf dem Marktplatz statt. Die Eintreibung und Einziehung in den Häusern zahlungskräftiger Bonner Bürger erfolgte mittels Steuerzettel und Strafbefehl. Leider sind die Gründungsprotokolle und General-Appelle dieses Corps nicht überkommen, und so kann ich nur das anführen, was uns von den damaligen Zeitgenossen, den Stadtsoldaten-Veteranen Daniels, Möckmann und Linden in der Festschrift des Corps von 1922 berichtet und überliefert wurde.
Die Zusammenkünfte und Appelle fanden im Stammlokal „Parmentier“ statt. Über das damalige närrische Treiben wird folgendes berichtet:
Donnerstags (Weiberfastnacht) wurde mobil gemacht und fand die Musterung und Aushebung der Rekruten im Wachlokal auf dem Markt statt.
Die Exerzierübungen wurden im Hotel „Stamm“ auf der Koblenzer Straße durchgeführt, wobei Besenstiele und Bohnenstangen die Gewehre ersetzten. Die große Wiese im Hofgarten wurde zu Felddienstübungen benutzt. Waren die Rekruten genügend ausgebildet und Karneval herangekommen, begann sonntags das tolle Treiben mit der Verteilung der Quartierbillets. Es war Sitte, die Stadtsoldaten bei den Bürgern einzuquartieren, wobei dem Wunsche eines jeden Einzelnen nach Möglichkeit Rechnung getragen wurde.
Sodann wurden die Ehrenwachen bezogen, wobei es recht komisch aussah, wie die Stadtsoldaten ihre Mini-Schilderhäuschen auf dem Buckel zu ihren Posten transportierten.
Im übrigen besitzt unser Corps diese Mini-Schilderhäuschen noch heute, und das Karnevalstreiben auf dem Markt verläuft noch in ähnlicher Weise wie damals.
Nach 1848, den Jahren der Revolution, was das Blühen des Bonner Karnevals vorbei, und damit verschwanden auch die bönnschen Stadtsoldaten.