Kur-Kölner übernahmen Kriegsgefangene
Nach der Kapitulation der französischen Festung Le Quersnoy am 11. September 1793 erhielten die kur-kölnischen Truppen den Befehl, die Gefangenen der Festung zu übernehmen und diese nach Österreich zu transportieren. Die Bagage und Geschütze der beiden kur-kölnischen Regimenter wurden dem K. u. K. Infanterie-Regiment von Kinsky übergeben. Nach der Übernahme der 5 409 Kriegsgefangenen marschierte der Transport am 13. September 1793 von Le Quersnoy ab. Die Bewachung wurde noch durch 287 kurmainzer Soldaten und 100 Zedtwitz-Kürassiere verstärkt.
Mißhandlungen der Gefangenen wurden aufs schärfste von Obrist-Leutnant von Brixen untersagt. Ebenfalls waren die Gefangenen vor den Beschimpfungen des „gemeinen Volkes“ zu schützen. Die mangelhafte Verpflegung – die Brotration reichte immer nur für die Hälfte der Gefangenen – und die tägliche Marschleistung von sieben Stunden, führten zu vielen Erkrankungen. Über Maastricht ging der Marsch nach Köln, wo man Anfang Oktober 1793 eintraf. Dort wurden die Gefangenen gastlich aufgenommen und unentgeltlich verpflegt. Von Köln aus marschierten sie nach Bonn, wo sie ebenfalls kostenlos verpflegt wurden. Vom Kurfürsten erhielten die Offiziere, die bis Bonn auch zu Fuß marschieren mussten, je ein Pferd.
Der Weitermarsch ging über Koblenz, Limburg, Eberstadt, Heilbronn, Cannstatt und Geislingen. Am 4. November kamen die Gefangenen in Günzburg an der Donau an.
Der Transport zählte immerhin schon 600 Kranke. Dann ging es auf Schiffen weiter bis nach Linz an der Donau. Dort brach Typhus aus. Diese Krankheit forderte viele Opfer bei den Gefangenen und ihren Begleitern.
Während der Fahrt starben 154 Kriegsgefangene. Bei Ankunft der Schiffe hatten sich schon 80 kur-kölner Soldaten mit Typhus angesteckt; sieben von ihnen starben an dieser Seuche. In Linz wurden die Franzosen dem K. u. K. Infanterie-Regiment von Stein übergeben.
Das kur-kölnische Regiment hatte einen Krankenstand von 250 Mann und war dadurch nicht in der Lage, den Rückmarsch nach Bonn anzutreten. Bis Ende Januar 1794 starben weitere 40 Kur-Kölner an Typhus. Das Regiment bestand zu dieser Zeit nur noch aus 13 Offizieren und 450 Mann. Erst Anfang März 1794 konnte man den Rückmarsch nach Bonn antreten; 60 Mann mussten jedoch in Linz zurückbleiben.
Am 6. April 1794 rückte das Kur-Kölnische Regiment wieder in seine Garnisonsstadt Bonn ein, wurde zum Wachdienst eingesetzt und zur Jahrhundertwende abgelöst.
Der Überlieferung zufolge gab es ab 1801 noch sogenannte Stadtwachen, die aber nur wechselweise drei Monate im Jahr Dienst taten, in der restlichen Zeit beurlaubt waren, um einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, da der klägliche Sold zum Leben nicht reichte.