Die Kaisertreue wurde zum Verhängnis
Als eines der drei geistlichen Kurfürstentümer in den Rheinlanden, neben Trier und Mainz, gehörte Kur-Köln zu den Großmächten im Deutschen Westen. Wir finden seine Ritter und Gefolgsleute schon bei den Römern und den ersten Türkenkriegen. Doch wurde die Kaisertreue der Erzbischöfe schon im 30jährigen Krieg dem Land zum Verhängnis, da Franzosen und verbündete Hessen sich fast ein Jahrzehnt hier tummelten, ohne dass Wien helfen konnte. Eigene Truppen fehlten damals völlig. Erst die Reichs-Defensions-Verfassung von 1681 bestimmte für den kur-rheinischen Kreis ein Simplum von 13.437 Mann, wovon Köln 192 Reiter und 8.637 Fußsoldaten zu stellen hatte.
Die Wittelsbacher auf dem erzbischöflichen Stuhl hatten sich zur Unterstützung ihrer Verwandten in Bayern und Frankreich verbündet und ihm in einem Subsidien-Vertrag Truppen zugeführt. Diese bestanden aus einem Garde-Infanterie-Regiment von Bernsau, Saint Maurice, dem Garde-Dragoner-Regiment und den Reiter-Regimenten dé Amblestin und dé Chanson-Ville. Dazu kamen noch wechselnde Frei-Kompanien.
Die Aufstellung bereitete kaum Schwierigkeiten, da im 18. Jahrhundert die Kölner Kurfürsten außer dem Herzogtum Westfalen und dem Vest Recklinghausen zugleich in Personalunion über die Bistümer Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim herrschten. Doch auch diese massive Unterstützung Ludwig des XIV. hinderte Malborough nicht an der Besetzung des Landes und Erstürmung der Residenz Bonn nach langer Belagerung. Der Friedensschluss brachte eine Reduzierung der Armee auf 5.000 Mann. Zahlenmäßig war Kur-Köln zu dieser Zeit die stärkste Militärmacht Nord-West-Deutschlands, erreichte aber nie die Qualität wie etwa die Hessen-Kassels oder Sachsen, geschweige denn die Preußens.
Beim Tode von Josef-Clemens im Jahr 1723 bestanden eine Hatschier-Garde zu Pferd, eine Trabanten-Leibgarde zu Fuß, ein Leibregiment der Reiterei, zwei Leibregimenter zu Fuß sowie das Infanterie-Regiment von Kleist. Eine kleine Karabinier-Garde wurde durch den Wittelsbacher Clemens-August in ein Husaren-Corps umgewandelt. Die beiden Leibregimenter zu Fuß fungierten als ein Teil des Hofstaates und waren in dessen Rangordnung eingebaut. Die Offiziere hatten oft Nebenämter als Hofräte, selbst Trompeter, Pauker und Trommelschläger dienten bei Hof.

Auch das Husaren-Corps erfüllte als Landpolizei zivile Dienste. Die Regimentsfahnen waren blau-weiß und trugen außer dem Zeichen der Kurwürde den Spruch „Pietate et sapientia“. Eine Fahne des kurfürstlichen Infanterie-Regiments aus der Regierungszeit des Kurfürsten Clemens-August (1722 – 1763) findet man im historischen Museum in Bern. Die Fahne trägt das kurfürstliche Wappen und den Spruch „Per aspera ad astra“. Die Fahne kam wahrscheinlich durch Ignaz Felix Baron von Roll von Bernau in die Schweiz.