Der Bonner Karneval
Nach längerer Pause traten sie dann 1862 unter dem Namen „Rataplan“, hervorgegangen aus den Mitgliedern des Männer-Gesangvereins Concordia, im Bonner Karneval wieder auf. Aus diesem Jahr 1862 gibt es noch ein Marschlied der bönnschen Stadtsoldaten.
Erst nach dem Krieg 1870/71, als das gesellige karnevalistische Leben in unserer Vaterstadt Bonn wieder angekurbelt wurde, konstituierte sich unser heutiges Bonner Stadtsoldaten-Corps. Es trat Karneval 1873 mit den alten Fahnen und in den Uniformen von Rataplan wieder auf.
Im Jahre 1874 wurde dem Corps eine neue Fahne gestiftet; die feierliche Weihe fand am 16. Februar 1874 in der Beethovenhalle statt. Das Corps erschien dabei in neuen Uniformen, die in Stil, Schnitt und Farben den Uniformen des kurfürstlichen Leibinfanterie-Regiments nachempfunden waren. Mit kleinen Abweichungen ist die Uniform des Bonner Stadtsoldaten noch heute historisch überliefert.
In stattlicher Anzahl und neu ausgerüstet trat das Corps seine Aktivitäten an, um von der Stadt Bonn Besitz zu ergreifen. Die Hauptwache wurde besetzt, und die Stadtsoldaten walteten ihres Amtes. Es wurde arretiert und requiriert. Das Resultat nach den Karnevalstagen waren 196 Taler in bar, 749 Flaschen Wein, 1 Ohm Bier, Berge von Nahrungsmitteln und Bekleidungsstücken, die den Behörden zur Verteilung an die Armen und Bedürftigen der Stadt Bonn überlassen wurden.
So ist es also nachweislich dem Corps seit der Gründung ein Bestreben gewesen, neben der Pflege der Kameradschaft auch praktische Werke der Nächstenliebe zu üben.
Bis zum Jahre 1895 wurde eine Summe von 24 000,00 Mark für die Notleidenden in Bonn gesammelt und aufgebracht. 24 000,00 Mark, das ist in der damaligen Zeit eine beträchtlich hohe Summe gewesen, wie beträchtlich, das sagt uns ein aus dieser Zeit noch vorhandenes Protokoll, wonach ein Korn vier Pfennige und ein belegtes Brötchen 8 Pfennige kosteten.
Im Jahre 1897 feierte das Corps sein 25 jähriges Bestehen mit einer großen Festversammlung am 26. Februar im Hotel „Zum Goldenen Stern“.
Ehrengäste waren der damalige Oberbürgermeister Spiritus mit den Beigeordneten und Bürgermeistern, den Stadtverordneten aller Parteien, sowie Abordnungen der mit dem Corps befreundeten Vereine und Karnevalsgesellschaften. Eine besonders herzliche Freundschaft bestand mit dem Bonner Männergesangverein. Der damalige Prinz Karneval war Ignatz Parmentier, der bei der Jahreshauptversammlung am 4. Februar 1898 zum neuen Kommandanten gewählt wurde. Von dieser Zeit an erlebte das Corps einen großen Aufschwung.
Eine neue Regelung der Arretierungen zur Karnevalszeit hob das Vertrauen der Bonner Bürgerschaft zur guten Sache, und die Sammlungen ergaben manch hohe Spende für die Armen der Stadt.
Im Jahre 1901 brachte eine neue Satzung gleichzeitig auch die Eintragung in das Vereinsregister. Das Corps wurde in der Folgezeit straff und mit großem Elan geführt; das besagen Auszüge aus den Protokollen von Vorstandssitzungen.
Neben den Winterfestlichkeiten, Bällen und Karnevalssitzungen wurden im Sommer Familien- und Kinderfeste durchgeführt. Die Herrenausflüge blieben den Beteiligten unvergessen.